Es ist immer einfacher ein Review zu schreiben, wenn man schon vorherige Werke eines Künstlers kennt. So hatte ich schon in der Vergangenheit die beiden vorherigen Alben „Turn Off“ und „Is this human behavior“ von Norbert Krüler alias SHAMALL für „Progressive Area“ besprochen. Somit befinde ich mich – was diesen Künstler angeht – auch einigermassen „im Lande des Wissens.“
Warum heisst das neue Shamall Album eigentlich „Continuation“? – Ganz einfach, weil dieses neue Album Titel und Versionen enthält, die aus Platzgründen auf dem vorherigen Werk „Turn Off“ nicht veröffentlicht werden konnten. Schon der Vorgänger „Turn Off“ zeigt, wie mühelos und mit welcher Leichtigkeit Norbert komponiert. Doch zurück zu „Continuation“.
Die ersten drei Teile des Openers „Fragments“, die insgesamt fast 15 Minuten des Albums einnehmen, sind eindrucksvoll und voll prachtvoller Melodien. Das muss man neidlos anerkennen, zumal Deutschland in den letzten Jahrzehnten sowieso großartige atmosphärische Kompositionen hervorgebracht hat, sei es mit Tangerine Dream, Klaus Schulze oder auch vielen anderen Künstlern. Der folgende Titel „It’s been a long time“, der auch zu den längsten gehört, wird getragen von begleitenden Akustikgitarren und erweitert durch männliche und weibliche Chöre und trifft dann vollends auf das „Turn Off-“ Thema des gleichnamigen Albums aus dem Jahr 2013. Mit dem Highlight der von Matthias Mehrtens gespielten sehr lyrischen Gitarre, die Norbert Krülers Keyboardpassagen wunderschön untermalt. Ein sehr schönes melodisches Werk, das in der zweiten Hälfte gefühlvoll durch ein Saxophon getragen wird – wirklich einzigartig! Es folgen „Linolenic Acid“ und „Random Walker“. Beide Tracks werden durch lebendige, aber melodiöse Gitarrenriffs erfrischend angetrieben. Meiner Meinung nach gehören diese beiden Titel untrennbar zusammen, wobei der erste und auch längere mich gleich in seinen Bann gezogen hat. Ein hervorragendes Werk, das einfach aufzunehmen ist und sofort ins Ohr geht. Abgerundet wird diese Komposition durch den Track „Airborne“, der dieses Thema mit einer gefälligen Akustikgitarre abschließt. Es folgt „It’s time to grasp the mantle“. Auch hier ist es noch lange nicht an der Zeit, die CD aus dem Player zu nehmen, weil Shamall noch immer etwas zu sagen oder vielmehr zu schreiben hat.
Die meisten seiner Kompositionen gehen nahtlos ineinander über, wie das verschachtelte Einfügen von Bausteinen in einer Mauer. Man kann sagen, dass Norbert auf gewisse Weise zwar noch auf den Pfaden von seinem Jugendeinfluss Pink Floyd wandelt, sich aber mittlerweile eine nicht zu verkennende Eigenständigkeit erarbeitet hat.
„Fragments part IV“ ist progressiv gesprochen wohl der komplexeste und packendste Teil des Albums, ist aber wohl gerade deshalb auch Geschmackssache. Die letzten vier Titel führen die generelle Stimmung dieses Albums fort: manchmal spacey, manchmal mehr progressiv mit meiner persönliche Meinung nach leichten Schwächen des Titels „Solitary Life“. Insgesamt wird die Stimmung zum Ende des Albums ruhiger. Dieses Album wird die Fans des Künstlers bestimmt erfreuen. Es ist eine schöne „Fortführung“ für diejenigen, die bereits das Opus „Turn Off“ besitzen. Bevor ich nun schließe, möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass ich mich freuen würde, die Stimme der Sängerin Anke Ullrich auch auf zukünftigen Veröffentlichungen zu hören.
Bewertung: 8/10